Imre Kertész

Arbeiten zu Imre Kertész

Im Jahr 2010 erschien bei edition Azur Dresden das von mir herausgegebene und zu Teilen selbst verfasste Buch: »Das Glück des atonalen Erzählens. Studien zu Imre Kertész.«

Lob & Ratlosigkeit

März 2007 – Ein Jenaer Literaturwissenschaftler – Dietmar Ebert – hat die Abhandlung über meine Bücher geschrieben, die man eigentlich über meine Bücher schreiben muß. Seine musikalische und literarische Analyse verortet sie mit ziemlicher Genauigkeit in der deutschen Kultur, ohne daß dies besonders betont würde. Verortet sie in der Welt Mahlers und der Dodekaphonie und macht ihre Wurzeln am Ursprung des deutschen Entwicklungsromans, an Goethes Wilhelm Meister, fest. Ja, aber darüber schweigt seine Abhandlung, wer, welche Kultur, welche Sprache mein in einer Antisprache geschriebenes Werk bewahren wird.

(Imre Kertész: Letzte Einkehr. Tagebücher 2001 – 2009, Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 2013, S. 405)

(Imre Kertész – Replik von Dietmar Ebert)

Ratlosigkeit, Hoffnung und Wunsch

Soweit ich sehe, ist bis heute Imre Kertész‘ Frage, welche Kultur, welche Sprache sein in einer Antisprache geschriebenes Werk bewahren könne, nicht beantwortet. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Aber mein Wunsch und meine leise Hoffnung ist es, dass die Sprache Franz Kafkas und Thomas Manns, Nelly Sachs‘ und Paul Celans, Johannes Bobrowskis und Günter Grass‘, die Sprache Ingeborg Bachmanns und Thomas Bernhards, Christa Wolfs, Peter Weiss‘ und Franz Fühmanns, dem literarischen Werk des ungarischen Nobelpreisträgers eine Heimstatt geben kann und wird.

Imre Kertész - „Holocaust als Kultur“

„Holocaust als Kultur“

Vom 12. bis 14. April 2018 fand in der Akademie der Künste Berlin das erste große Imre Kertész gewidmete Symposium nach seinem Tod (2016) statt. Imre Kertész war Mitglied der Akademie der Künste Berlin, auch sein Nachlass befindet sich dort. Nach einer Podiumsdiskussion las Ulrich Matthes  bewegende Texte aus unveröffentlichten Tagebüchern.

Neben Irene Heidelberger-Leonard, einer ausgewiesenen Kennerin Jean Amérys und Kertész-Biografin, sprachen u.a. Christina Viragh, Lothar Müller, Rüdiger Görner, Irmela von der Lühe, Iris Radisch, Peter Gülke und ich. Mein Essay »Der Schlüssel zur siebten Tür. Gedanken und Reflexionen zum späten Roman „Liquidation“« ist im Protokollband der Konferenz  »„Holocaust als Kultur“ – Zur Poetik von Imre Kertész« zu finden. Die Konferenzbeiträge sind im Heft 228 der Zeitschrift „Sprache im technischen Zeitalter“ (Böhlau-Verlag Köln, Weimar, Wien 2018) erschienen.